Riesling x Sylvaner

Auch unter dem Namen Müller-Thurgau bekannt, ist sie ein Schweizer Exporterfolg

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Riesling x Sylvaner

In Deutschland Müller-Thurgau. So benannt nach ihrem aus dem Thurgau stammenden Züchter Prof. Hermann Müller; in Luxemburg und Jugoslawien als Rivaner bezeichnet.

Erfolgreiche Kreuzung aus den Sorten Riesling und Sylvaner. Sie hat sich zuerst in Deutschland und nach anfänglichen Widerständen in der Schweiz durchgesetzt.

Heute zweitwichtigste Sorte in Deutschland und Österreich, weisse Hauptsorte in der Ostschweiz und von einiger Bedeutung im Elsass. Fruchtbar, recht kälteresistent, früh reifend, säurearm. Die Weine entwickeln auch bei leichtem Körper ein schönes Muskataroma.

Schweizer Exporterfolg

Die Bewohner aller Länder entwickeln einen gewissen Stolz, wenn ein Erzeugnis ihrer Heimat im Ausland Erfolge feiert. Die Schweizer unterstreichen gerne, dass ein Bürger ihres Landes der Weinwelt die Müller-Thurgau-Rebe geschenkt hat, in fast allen Ländern so benannt nach ihrem Züchter Hermann Müller, 1850 im thurgauischen Tägerwilen geboren.

In der Schweiz selbst, allem Personenkult gegenüber misstrauisch, heisst sie nach ihren mutmasslichen Eltern Riesling X Sylvaner, und in Luxemburg wurde diese Bezeichnung zu Rivaner zusammengezogen.

Der deutsche Anteil am Erfolg soll dabei nicht unterschlagen werden.

Hermann Müller lehrte von 1876 bis 1890 Botanik an der Weinbauschule von Geisenheim im Rheingau. Während dieses Aufenthalts arbeitete er an seiner Neuzüchtung, die allgemein als Kreuzung zwischen dem Rheinriesling und dem in Franken verbreiteten Sylvaner oder Silvaner betrachtet wird. 1891 kehrte Müller in die Schweiz zurück, um die Leitung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Obst- und Weinbau in Wädenswil zu übernehmen. Er nahm damals 150 Stecklinge der neuen Sorte mit nach Hause, aus denen er die spätere Müller-Thurgau-Rebe selektionierte.

Einige deutsche Forscher (Breider, Moog) haben allerdings angezweifelt, dass das Ausgangsprodukt eine Kreuzung gewesen sei; sie vermuteten vielmehr, dass es sich um einen Riesling-Sämling oder um eine Riesling-Selbstbefruchtung gehandelt habe.

Verlockend ertragreich

Hermann Müllers Bestreben war es offensichtlich, eine Sorte zu züchten, die deutlich höhere und zuverlässigere Erträge bringt als etwa der Riesling. Das ist ihm gelungen und hat denn auch - verständlich nicht nur für die Denkweise jener Zeit - die rasche Verbreitung gefördert. Die mittelkräftige Rebe kann es leicht auf hundert Hektoliter pro Hektare oder mehr bringen.

Problemlos ist sie allerdings nicht, und sie benötig wegen ihrer mannigfachen Anfälligkeiten viel und arbeitsintensive Pflege. In nördlichen Gebieten setzt sie warme, sonnige Lagen, vorzugsweise an sonnenexponierten Hängen, und steinige oder kiesige Böden voraus. In Ebenen oder schattigen Niederungen reifen die Trauben schlecht aus und ergeben säuerliche Weine ohne Charakter. Zudem entwickelt der Riesling X Sylvaner nur geringe Widerstandskraft gegen Krankheiten, vor allem gegen Falschen und Echten Mehltau und Graufäule. Da er früh reift - in der zweiten Periode, rund 14 Tage vor dem Riesling -, setzen ihm Wespen und Vögel vor der Weinlese stark zu. Recht resistent ist er gegen das Verrieseln; ziemlich empfindlich reagiert er dagegen auf Winterfröste. In dieser Hinsicht ist der Rheinriesling dem mitteleuropäischen Klima besser angepasst.

Die Erkennungsmerkmale des Riesling x Sylvaner

Die Triebspitze ist flaumig weiss, und auch die obersten Blättchen sind flaumig und tragen weisse oder leicht bräunliche Wollhaare. Der krautige Trieb ist gerippt, von hellgrüner Farbe, mit einigen braunen Striemen; die Ranken entwickeln sich festfleischig und zu mittlerer Länge. Das ausgewachsene Blatt ist rund, hellgrün, glatt und ausgeprägt fünflappig. Bei den oberen Seitenbuchten mit konkavem Grund überlappen sich die Ränder, bei den unteren bleiben sie offen.

Auch die lyraförmige Stielbucht ist durch überlappende Ränder gekennzeichnet: sie bleiben häufig ungezähnt, da sie durch die Rippensätze gebildet werden. Der Blattrand ist schmal gezähnt.

Die Blattspreite ist auf der Oberseite kahl, auf der Unterseite kurz behaart, mit spinnwebigen Hauptrippen.

Die Blüten sind zwittrig und in ziemlich kurzen Gescheinen gruppiert; Länge etwa zehn Zentimeter. Hingegen erreichen die walzen- oder pyramidenförmigen reifen Trauben eine Länge von rund 15 Zentimetern. Die mittelgrossen Beeren (Durchmesser 12-15 Millimeter) sind eiförmig, geädert, grün oder gräulich, bei Vollreife goldgelb. Sie haben eine dünne Haut und saftiges Fleisch mit leichtem Muskataroma.

Spitzenjahre sind nicht immer die besten Müller-Thurgau-Jahre

Zu den Reizen der Müller-Thurgau Weine gehört ihr ganz spezieller, an Muskat erinnernder Duft. Er bildet sich vor allem in den Anbaugebieten nördlich der Alpen heraus und ist bei den Gewächsen aus warmen südlichen Gebieten kaum mehr wahrzunehmen. Manchmal verschwindet er auch - oder verfremdet sich -, wenn im Norden ein besonders gutes Jahr wuchtige Weine heranreifen lässt.

Finesse und Subtilität bekommen dem Riesling X Sylvaner fast immer besser als alkoholische Überfülle. Meistens bringt er es auf einen guten Alkoholgehalt bei eher tiefer Säure. Riesling X Sylvaner Weine entwickeln in der Regel keinen kräftigen und charaktervollen Eigengeschmack. Das macht sie umso empfänglicher für die Prägungen durch den Boden, für fein nuancierte Unterschiede von Lage zu Lage, ähnlich wie bei den Westschweizer Chasselas-Weinen. Sie werden mit Vorteil jung getrunken, da sie rasch reifen und beim Altern leicht ihre Frische und Nuanciertheit einbüssen.

Vereinzelt wird in der Ostschweiz aus dieser Traube ansprechender Schaumwein nach der Champagner-Methode bereitet, im Kanton Genf auch ein mundiger alkoholfreier Traubensaft. Als Tafeltraube eignet sie sich nicht, da sie nicht lange genug haltbar ist und rasch zur Fäulnis neigt.

Rasche und weite Verbreitung der Riesling x Sylvaner Traube

Der Müller-Thurgau war die erste moderne Neuzüchtung, die sich in grossem Umfang durchgesetzt hat, und sie ist bei weitem die erfolgreichste geblieben - Vorläufer und Vorbild so vieler Kreuzungen der letzten Jahrzehnte. Sie wurde euphorisch als Fortschritt begrüsst und entsprechend grossflächig in vielen Teilen Europas angebaut.

In der Ausgangsregion Ostschweiz ist der Riesling X Sylvaner zu einer der wichtigsten weissen Sorte geworden. Er hat beispielsweise den Zürcher Räuschling nahezu verdrängt, der erst seit einigen Jahren wieder vorrückt und wegen seiner markanteren Säure viele neue Freunde findet.

In der Westschweiz hat er, vom Kanton Genf und vom Bielersee abgesehen, kaum Fuss gefasst, im Tessin überhaupt nicht.

Nahezu so stark wie die Schweiz ist das kleine Luxemburg mit Riesling X Silvaner, bzw Rivaner, bestockt. Ebenso ist er in Deutschland zu einer starken Sorte vorgerückt.

Riesling x Sylvaner (Müller-Thurgau) -Gebiete und -Weine

Schweiz
Wichtigste Weissweinsorte der Ostschweiz, teilweise anzutreffen am Bielersee und in Genf.

Deutschland
In fast allen Weinbaugebieten verbreitet, flächenmässig wichtigste Weissweintraube.

Österreich
Zweitwichtigste Weissweintraube.

Ferner
Luxemburg, Norditalien, Frankreich (Elsass), Osteuropa.